Nachruf Prof. Dr. Klaus Ott

Frankfurt am Main, 31. Oktober 2023:  In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Klaus Ott, dem ehemaligen Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der am 14. August 2023 im Alter von 73 Jahren verstorben ist.

Prof. Ott begann seine wissenschaftliche Karriere unter Leitung von Prof. Bock mit Arbeiten zur (insbesondere instrumentellen) Funktionsanalyse des stomatognathen Systems, ein auch heute noch sehr aktuelles Thema. Aufgrund seiner umfangreichen wissenschaftlichen und klinischen Erfahrung auf diesem Gebiet wurde Prof. Ott ab 1981 als Lehrer für Funktionslehre der „Akademie Praxis und Wissenschaft“ der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) berufen. Ende der 1970er Jahre wandte er sich dann Fragen der Kavitätenversorgung mit Amalgam zu, hier insbesondere der bis heute diskutierten Frage der Quecksilberexposition durch Amalgamfüllungen. Untersuchungen über die Quecksilberkonzentration im Blut und Urin von Personen mit und ohne Amalgamfüllungen, publiziert in der Deutschen Zahnärztlichen Zeitschrift, die zusammen mit Prof. Dr. A. Kröncke, Dr. A. Petschelt, Dr. K.-H. Schaller, Dr. M. Szesi und Prof. Dr. H. Valentin durchgeführt worden waren, sind mit dem Jahresbestpreis der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) 1980 ausgezeichnet worden.

..

Prof. Ott hat seine wissenschaftlichen Studien in über 110 wissenschaftlichen Publikationen und Fachbeiträgen auf dem Gebiet der Funktionellen Gebissanalyse, der Zahnerhaltung, Prothetik und der Kieferorthopädie publiziert. Darüber hinaus hat er sechs Buchkapitel als Co-Autor verfasst. Er hat sich mit hohem Engagement um die Ausbildung der Studierenden verdient gemacht und eine große Zahl von Dissertationen betreut. Klaus Ott war dabei stets ein kompetenter und hilfreicher Ansprechpartner für die Doktoranden. Zudem hat er eine Habilitation (Prof. Dr. Dammaschke) betreut und zum Abschluss gebracht. Prof. Ott kannte sich in der zahnärztlich-wissenschaftlichen Literatur – auch der aus vergangenen Zeiten – bestens aus und wusste uns immer wieder mit Arbeiten zu überraschen, in denen schon vor Jahrzehnten ein vermutlich moderner (Therapie)-Ansatz angesprochen und untersucht wurde, dann aber wohl in Vergessenheit geraten war. Bis zu seiner Pensionierung war er in verschiedenen Gremien ein kompetenter Ansprechpartner zu Fragen der toxikologischen Bewertung von zahnärztlichem Amalgam, hier vor allem über als Mitglied der Arzneimittelkommission Zahnärzte der Bundeszahnärztekammer von 2010 bis 2021. Dort konnte er auch seine profunden Kenntnisse z.B. zur Amalgamproblematik einbringen. In Münster hat er das Untersuchungszentrum „Füllungswerkstoffe“ ins Leben gerufen. Er war über 40 Jahre als Gutachter (v.a. für Gerichte in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen) tätig.

Daneben hat sich Prof. Ott auch in wissenschaftlichen Gesellschaften eingebracht. So wurde er 1992 zum 1. Vorsitzenden der im Jahr 1986 als eigenständige Gesellschaft gegründeten Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) gewählt. Er folgte damit Herrn Prof. H.-J. Gülzow und trat sein Amt auf der 6. Jahrestagung der DGZ in Stade an. Nach zwei Jahren wurde er bis 1996 in seinem Amt bestätigt. Er hat die damals noch junge wissenschaftlich-klinische Gesellschaft DGZ erfolgreich geleitet und die Jahrestagungen 1993 (Göttingen), 1994 (Heidelberg), 1995 (Berlin) und 1996 (Freiburg) organisiert. Die unter seiner Ägide behandelten Themen ersteckten sich von Fragen der sog „Dentinwunde“, Problemen der Zahnerhaltung im höheren Lebensalter, dem Adhäsiven Verbund/Kompositmaterialien und Amalgam-Alternative bis hin zur Bestimmung des Kariesrisikos und der Bewertung von Wurzelkanalfüllungen. Alles Themen, die auch heute noch hoch aktuell sind. Dabei war es sein besonderes Anliegen, die Bedeutung wissenschaftlicher Grundlagen bei Therapie-Empfehlungen für die Praxis aber auch im politischen Umfeld zu betonen, auch das hat an Aktualität bis heute nichts verloren. Nach seiner Zeit als 1. Vorsitzender der DGZ brachte er weiterhin seine fundierten Erfahrungen im Beirat „Restaurative Zahnheilkunde“ der DGZ ein.

Auch auf anderen Gebieten hat sich Prof. Ott engagiert. So war er 1999 Tagungspräsident des 45. Zahnärztetages der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, und über viele Jahre (2004 bis 2013) leitete er umsichtig das dortige „Curriculum Endodontie“. Darüber hinaus hat Prof. Ott viele Vorträge und zahlreiche klinisch-praktische Kurse zu diversen Themen der Zahnmedizin gehalten.

In der wenigen freien Zeit neben der Zahnmedizin konnte man ihn auf dem Golfplatz finden. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Klinikdirektors widmete er sich weiterhin alten Schriften, diesmal aber nicht der Zahnmedizin, sondern er übertrug historische Texte, die in einer für uns schwer zu entzifferten Sprache verfasst sind, in heute lesbare Texte. So befasste er sich mit Schriften über die Geschichte der gesellschaftlichen Clubs in Münster zurück bis ins 18. Jahrhundert. Dann stieß er auf Texte aus dem Jahr 1771 über die Wiedertäuferbewegung. Seine transkribierten Texte stehen nun für weitere Forschungen zur Verfügung. Auch dies ein Zeichen für sein wissenschaftlich geprägtes Denken.

Wir verlieren somit mit Herrn Prof. Dr. Klaus Ott eine markante Persönlichkeit, die über drei Jahrzehnte in Deutschland die Zahnmedizin und hier besonders das Fach Zahnerhaltung in Forschung, Lehre und Krankenversorgung maßgeblich beeinflusst und weiterentwickelt hat. Sein wissenschaftlich geprägter Ansatz als engagierter Lehrer, Forscher und Zahnarzt sollte uns Verpflichtung sein. Insbesondere die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung hat ihm viel zu verdanken.

Klaus Ott hinterlässt seine Ehefrau, 2 Töchter und Enkelkinder. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Wir werden Herrn Prof. Dr. Klaus Ott ein ehrendes Andenken bewahren.

Prof. Dr. Gottfried Schmalz und Prof. Dr. Till Dammaschke

Wir erhalten Ihre Zähne